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März-Blogbeitrag zur eigenen Familienforschung

Eigentlich wollte ich in diesem Monat bei meinem vorangegangenen Blogbeitrag zu meiner eigenen Familienforschung vom Februar  ansetzen und dazu im Niedersächsischen Landesarchiv auf die weitere Suche gehen. Vielleicht lassen sich dort ja noch weitere Dokumente zur Schuld meines 3fach-Urgroßvaters Meyer bei meinem 3fach-Urgroßvater Stratmann finden.

 

Aber dieser Monat lief wohl für uns alle etwas anders als geplant. Und so wurde es nichts mit meinem Archivbesuch. Aber mein Schreibtisch bietet ja auch so genügend Material für andere Blogbeiträge und so fielen mir bei der Durchsicht meiner Unterlagen Kopien eines Gesuch des Eigners Hinr. Stratmann um Befreiung von Bezahlung doppelten Schulgeldes in die Hände.

(NLA OL, Best. 76-20, B Nr. 247)

 

Im Dezember 1864 richtete mein Ururgroßvater Johann Heinrich Stratmann ein entsprechendes Gesuch an das „katholische Oberschulcollegium zu Vechta“, von wo das Gesuch weitergegeben wurden  an den zuständigen Schulvorstand zu Vahren bzw. Kneheim „zur gef. Ausführung“. Darin heißt es:

„Der gehorsamst Unterzeichnete  wohnt über eine Stunde Weges von der Schule in Vahren entfernt; Dazu führt nicht einmal ein eigentlicher Weg von seiner Wohnung aus zu dieser Schule was zur Winterzeit u. bei schlechtem Wetter besonders für die angehenden Schüler sehr beschwerlich ist u. nicht anders sein kann. Dagegen ist des gehorsam Unterzeichneter Wohnung nur eine kleine halbe Stunde von der Schule in Kneheim entfernt, und der Weg dahin ist - indem die nahe gelegene Kapelle zu Kneheim an Sonn = wie auch an Werktagen durchgehends besucht wird - sehr gut im Stande.“

 

Wie in meinem Blogbeiträgen im Januar und Februar bereits zu lesen war, hatte mein Ururgroßvater gemeinsam mit seinem Vater zwei Jahre zuvor bei der Vahrener Markenteilung an der Chaussee Cloppenburg – Löningen (heute B213) Land erworben und dort ein Haus errichtet. In diesem Dokument zum Gesuch heißt es dann weiter:

„Ganz gehorsamst Unterzeichneter findet sich diesen noch gegründeter Weise - zu mal, der er sich in der mageren Heide seine Wohnung angelegt und im wörtlichen Sinne seine Hauptnahrung für Vater, Frau und 4 Kinder im Schweiße seines Angesichtes vom führen Morgen an bis späten Abend verdienen muss“

 

Aber nicht nur weil die Kneheimer Schule dichter am Haus der Stratmanns lag, gingen die Kinder dort zur Schule. Hinzu kam, dass meine Ururgroßmutter Maria Anna Gerken aus Kneheim kam und dort Verwandte hatte, die in der Nähe der Schule wohnten, wo die Kinder außerhalb des Unterrichts hingehen konnten.

 

Wegen dieses Gesuchs wurden am „Donnerstag, den 5. Januar 1865 morgens um 10 Uhr“ die Mitglieder des Schulachtausschusses der Schule Vahren Schmertheim Ambühren, vorgeladen und vernommen.

Das waren der Zeller Diedrich Meyer s. Gerdes zu Vahren, der Zeller G. Möller daselbst und der Zeller Hoppe auf Röpken Stelle zu Ambühren.

Diedrich Meyer aus Schmertheim ließ sich wegen Krankheit entschuldigen.

 

Noch habe ich nicht alles entziffern können, es sind einige Blätter zu diesem Gesuch, die ich mir seinerzeit im Niedersächsischen Landesarchiv kopieren lies und nicht umsonst haben sie längere Zeit auf meinem Schreibtisch gelegen. Es wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen bis ich alles lesen kann.

Was ich schon entziffern kann ist, dass am 25.01.1865 meinem Ururgroßvater eröffnet wurde, dass dieses Gesuch nicht bewilligt werden könne.

Soweit ich es bisher lesen kann und sich auch aus der Vahrener Dorfchronik ergibt, hatte man wohl befürchtet, dass wenn man diesem Gesuch stattgeben würde, auch die anderen an der Chaussee lebenden  Eigner, Anbauer und Heuerleute, es waren insgesamt 7, ihre Kinder nicht zur Schule nach Vahren schicken würden. Die Kinder der Familie Haneklau gingen wohl auch bereits zur Schule nach Stapelfeld.

 

Der Weg zur Schule nach Vahren und auch nach Kneheim ist offenbar abgetreten worden, allerdings scheint es hier unterschiedliche Zahlen zu geben. So gibt es in der entsprechenden Akte im Archiv auch folgende Bemerkung, wie bereits im Januar-Blogbeitrag geschrieben:

 

„Der Weg nach der Schule in Vahren ist 3600 Schritte lang und der Weg nach der Kneheimer Schule 2500.“

 Und weiter heißt es dann:

„Also haben sie den Weg nicht recht abgetreten, da der Unterschied jetzt 1100 Schritte ist“

Unter dieser Bemerkung stehen die Namen H. Ostermann. Und H. Stratmann

 

Diese Angelegenheit war aber 1865 noch nicht erledigt. Mein Ururgroßvater starb 1871, aber meine Ururgroßmutter Maria Anna Gerken wurde im Mai 1873 geladen um über ihr Gesuch um Befreiung zur Zahlung des doppelten Schulgeldes nochmal vernommen zu werden. Sie sollte bei diesem Termin eine Bescheinigung vorlegen, dass die Kneheimer Schulacht sich mit der Zahlung des hälftigen Schuldgeldes einverstanden erklärt.

Aber auch dieses Gesuch wurde im Juli 1873 abgelehnt.

 

Einen Teil dieser Unterlagen hatte ich schon vor dem Fund im Archiv in Oldenburg hier in Cloppenburg im Archiv Stadtgeschichte gefunden und dieser Teil war bereits entziffert. Der Rest wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen.